Ausland

Der deutsche Europaabgeordnete Matthias Ecke (SPD) ist beim Plakatieren im Dresdner Stadtteil Striesen angegriffen und schwer verletzt worden. Beim Befestigen von Wahlplakaten für die SPD schlugen gestern Abend vier Unbekannte auf den 41-Jährigen ein, wie die Polizei heute mitteilte. Der Politiker muss nach Parteiangaben operiert werden.

Minuten zuvor hatte laut Polizei bereits eine vierköpfige Gruppe einen 28-jährigen Wahlkampfhelfer der Grünen ebenfalls beim Plakatieren attackiert. Die Täter schlugen und traten ihn, auch er wurde verletzt. Die Ermittler des Staatsschutzes gehen davon aus, dass es sich in den beiden Fällen um dieselben Täter handelt.

Die SPD-Bundesvorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil verurteilten den Angriff auf den sächsischen Europaabgeordneten scharf. Der Überfall sei ein „unübersehbares Alarmzeichen an alle Menschen in diesem Land“, erklärten die Landesparteivorsitzenden Henning Homann und Kathrin Michel. Die Saat, die AfD und andere Rechtsextreme gesät hätten, gehe auf, deren Anhänger seien völlig enthemmt.

Auch die deutsche Innenministerin Nancy Faeser verurteilte den Überfall auf den Europaabgeordneten Ecke scharf. „Wir erleben hier eine neue Dimension von antidemokratischer Gewalt.“

Mitten in aufkeimenden Hoffnungen auf eine Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas stellt das Emirat Katar seine Vermittlerrolle auf den Prüfstand. Der Golfstaat stelle parallel dazu Erwägungen zu der Frage an, ob die Terrororganisation Hamas weiter ihr politisches Büro in Katar behalten dürfe, sagte eine mit den Überlegungen vertraute Person. Die Entscheidungen würden vom Verhalten der Hamas und Israels bei den laufenden Vermittlungsversuchen beeinflusst.

Die „Washington Post“ hatte zuvor unter Berufung auf US-Regierungskreise berichtet, die USA hätten Katar zur Ausweisung von Hamas-Vertretern aufgefordert, sollte die Gruppe die Einigung auf eine Waffenruhe mit Israel ablehnen. Offizielle Stellungnahmen lagen zunächst nicht vor.

Israel stellt Ultimatum

Heute traf eine Hamas-Delegation zu Verhandlungen in Kairo ein. Im Vorfeld hatte die Hamas ein Einlenken signalisiert. Es gebe zwar noch Punkte zu besprechen und Klarstellungen zu treffen, insgesamt reise man aber mit einer „positiven Einstellung“.

US-Außenminister Antony Blinken bezeichnete die Terrororganisation indes „als einziges Hindernis“ für eine Feuerpause. Die politische Führung der Hamas hält sich seit 2012 in Katar auf – ein Arrangement, das auf eine Vereinbarung mit den USA zurückgeht.

Einem Bericht des „Wall Street Journal“ zufolge hatte Israel der Terrororganisation ein Ultimatum gestellt. Darin werde der Hamas eine Woche Zeit gegeben, um einem Abkommen über eine Waffenruhe zuzustimmen. Andernfalls werde man zur angekündigten Militäroffensive auf die Stadt Rafah übergehen, berichtete das „Wall Street Journal“.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben Raketenabschussrampen im Gazastreifen bombardiert. Unter anderem sei eine solche Vorrichtung im Gebiet der südlichen Stadt Chan Junis getroffen worden, von der aus am Freitagabend Raketen Richtung des Kibbuz Ein Haschlosha abgefeuert worden seien, teilte die Armee heute mit.

Zudem sei eine bereits mit Raketen bestückte Abschussrampe im zentralen Bereich des Gazastreifens zerstört worden, die auf israelische Truppen feuern sollte. Auch die Marine habe vom Mittelmeer aus die eigenen Bodentruppen bei den Kämpfen gegen die Terrororganisation Hamas unterstützt.

Nach Angaben palästinensischer Sicherheitsdienste griff die israelische Armee auch ein Gebäude in der Kommune Abasan im Osten von Chan Junis an. Im zentralen Teil des Küstenstreifens hätten israelische Panzer Flüchtlingslager beschossen.

Bei dem Beschuss der israelischen Marine sei mindestens ein Palästinenser getötet worden. Zu möglichen weiteren Opfern wurde zunächst nichts mitgeteilt.

Bewaffnete palästinensische Gruppen im Gazastreifen haben im April aus Tresoren der Bank of Palestine umgerechnet rund 66 Mio. Euro gestohlen. Laut einem Bericht der französischen Zeitung „Le Monde“ von heute wurde das Geld aus mehreren Zweigstellen in der Stadt Gaza entwendet.

Darauf verweise ein von der wichtigsten Bank im Gazastreifen an „bestimmte internationale Partner“ verschicktes Dokument. Eine Gruppe hat demnach mutmaßlich Verbindungen zur Terrororganisation Hamas. Die 1960 gegründete Bank of Palestine ist das wichtigste Finanzinstitut im Gazastreifen.

Dem Bericht zufolge hatten Mitarbeiter am 16. April ein Loch in einem Tresor in einer Zweigstelle in Gaza entdeckt und festgestellt, dass israelische Schekel im Wert von 2,8 Millionen Euro fehlten. Laut „Le Monde“ kehrten die Gruppen am nächsten Tag in das Gebäude zurück, sprengten einen Zementkasten und entwendeten aus drei Tresoren Geld verschiedener Währungen im Wert von 29 Millionen Euro.

Laut den Aufzeichnungen der Bank wurde am 18. April die zweitgrößte Filiale in Gaza von einem Kommando überfallen, das sich als „höchste Behörde im Gazastreifen“ bezeichnete, womit die Palästinenserorganisation Hamas gemeint ist. Bei diesem Vorfall wurde dem Zeitungsbericht zufolge Geld im Wert von 33,6 Millionen Euro gestohlen.

Nach propalästinensischen Protesten an Hochschulen in den USA und anderen Ländern haben auch Studierende in Irland gegen Israels Militäreinsatz im Gazastreifen protestiert. Dutzende Demonstrierende errichteten heute auf dem Campus des renommierten Trinity College in Dublin ein Zeltcamp und blockierten den Haupteingang des auch bei Touristen beliebten Geländes.

Laut dem irischen Sender RTE forderten die Studierenden den Abbruch aller Beziehungen der Universität zu Israel. Nach Angaben der Hochschule handelt es sich bei dem Protestcamp um ein „nicht genehmigtes Camp von BDS“, der gegen Israel gerichteten Bewegung Boycott, Divestment and Sanctions.

Um die Sicherheit zu gewährleisten, werde der Zugang zum Trinity-Campus „auf Studierende, Mitarbeiter, Bewohner und Mitglieder der Sportabteilung beschränkt“, sagte die Universität.

Besucherinnen und Besucher von außerhalb hätten keinen Zutritt. Die Hochschule unterstütze das Recht der Studierenden auf Demonstrationen, betonte die Leitung. Diese müssten aber „im Rahmen der Universitätsregeln erfolgen“.

Während der laufenden Parlamentswahl in Indien ist der Social-Media-Chef der größten Oppositionspartei festgenommen worden, weil er ein vielfach geteiltes Video manipuliert haben soll. Arun Reddy sei am Freitagabend im Rahmen von Ermittlungen zu einem manipulierten Video des indischen Innenministers Amit Shah festgenommen worden, sagte der stellvertretende Polizeipräsident der Hauptstadt Neu-Delhi, Hemant Tiwari, heute.

„Wir haben ihn dem Gericht vorgeführt, und er befindet sich in Polizeigewahrsam“, so Tiwari weiter. Laut Berichten der Zeitung „Indian Express“ wurden Reddys elektronische Geräte zur Sicherung von Beweisen beschlagnahmt. Die Behörden werfen ihm demnach vor, das Video „beschnitten und bearbeitet“ zu haben.

Die Sprecherin der oppositionellen Kongresspartei, Shama Mohamed, bestätigte die Verhaftung Reddys, bestritt aber, dass dieser für die Erstellung oder Veröffentlichung des Clips verantwortlich sei.

In dem Video ist den Polizeiangaben zufolge zu sehen, wie Innenminister Shah in einer Wahlkampfrede erklärt, die Unterstützung ärmerer Menschen im Land beenden zu wollen. Shah gilt hinter Regierungschef Narendra Modi als zweitmächtigster Mann im Land. Der Innenmister unterstützt den Hindu-Nationalisten Modi und dessen Partei BJP im Wahlkampf.

Ukraine-Krieg

Russland hat den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zur Fahndung ausgeschrieben. Das meldeten russische Nachrichtenagenturen heute unter Berufung auf eine Fahndungsliste des Moskauer Innenministeriums. Strafrechtlich gesucht werde Selenskyj, geboren 1978 in Krywyj Rih, Gebiet Dnipropetrowsk, Ukraine, heißt es dort. Der Grund für die Verfolgung wurde nicht genannt.

Die Maßnahme gilt als symbolischer Akt, da sich Selenskyj nicht auf russischem Boden befindet. Daher hat sie keine direkten Auswirkungen für den ukrainischen Staatschef. In der Vergangenheit setzte Russland schon andere hochrangige Politiker auf die Fahndungsliste, beispielsweise Estlands Ministerpräsidentin Kaja Kallas.

Russland begründete seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine unter anderem mit der angeblichen Unterdrückung der russischsprachigen Bevölkerung im Nachbarland. Kreml-Chef Wladimir Putin, der den Angriffsbefehl erteilt hat, wird selbst vom Internationalen Strafgerichtshof per Haftbefehl gesucht.

Inland

Die EU-Spitzenkandidatin für die Grünen, Lena Schilling, will „harte Knochenarbeit“ mit ihrer Politik im Europaparlament leisten. Es brauche „Haltung und Herz“, sagte die 23-Jährige heute in der Ö1-Interviewreihe „Im Journal zu Gast“. Für sie ist Politik nicht nur die Arbeit im Parlament, „sondern auch das, was stattfindet in Schulen, in Betrieben, auf der Straße“.

„In der Mitte ziemlich angekommen“

In Sachen Klimaschutz plädierte Schilling für den Ausbau der Bahnverbindungen und die europaweite Vereinheitlichung der öffentlichen Infrastruktur. Wenn sich Menschen klimafreundlich verhalten, dann müsse man die Möglichkeit schaffen. Dazu gehöre auch, Zugsverbindungen billiger zu machen, um eine Alternative zum Flugverkehr zu bieten.

„Klimaschutz war früher vielleicht ein Nischenthema, das man auf die Seite schieben konnte. Heute befasst sich eigentlich jede Partei damit, wie auch immer sie sich damit befassen“, sagte Schilling.

„Es ist in allen Medien ein Thema. Wir sind in der gesellschaftlichen Mitte ziemlich angekommen. Und jetzt ist die Frage, wie man genau diese gesellschaftliche Stimmung nicht nur mitnehmen kann, sondern dafür wirklich einstehen“, so Schilling.

„Es gibt ein Gegenangebot“

Außer Frage steht für Schilling die Unterstützung der Ukraine. Russland habe die Ukraine angegriffen, „und natürlich muss die Ukraine sich verteidigen können“. Auch wenn Österreich als neutraler Staat eine Sonderstellung hat, sei Zuschauen „keine Option“, so Schilling.

In der Frage der EU-Asyl- und -Migrationspolitik sprach sie sich für einen für alle bindenden Verteilungsschlüssel aus, der auch für Ungarn gelten müsste. Außerdem brauche es faire und schnelle Asylverfahren, die menschenrechtskonform ablaufen. Kritik äußerte Schilling daran, dass die Toten im Mittelmeer im neuen EU-Asyl- und -Migrationspakt nicht erwähnt werden.

Ihr gehe es um Politik, um die Welt ein Stück besser, sozial gerechter und klimagerechter zu machen. „Dass es dann aber Menschen gibt, die genau dieses Zukunftsbild bedrohen, die mit Diktaturen und Regimen, wie dem Kreml-Regime, packeln, nämlich rechte Politiker in ganz Europa, das ist bedrohlich. Aber, ich glaube, es gibt ein Gegenangebot.“

Die Ausgaben des Bundes sind im ersten Quartal deutlich gestiegen. Von Jänner bis März 2024 betrugen die Auszahlungen 28,9 Mrd. Euro und waren somit um 12,4 Prozent höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, teilte das Finanzministerium heute in einer Aussendung mit.

Der Anstieg resultiere etwa aus Maßnahmen im Bereich Klima, Umwelt und Energie sowie Gesundheit. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) verwies auf bereits beschlossene Investitionen.

Laut Finanzministerium wurden 0,7 Mrd. Euro mehr im Umweltbereich ausgegeben, insbesondere für den Ausbau von erneuerbaren Energieträgern. Im Gesundheitswesen stiegen die Kosten um 0,6 Mrd. Euro, vorwiegend für die Stärkung des niedergelassenen und spitalsambulanten Bereichs. Im Bereich Bundesvermögen gab es ein Plus von 0,4 Mrd. Euro, unter anderem für den Stromkostenzuschuss.

Darüber hinaus kam es zu jeweils rund 0,3 Mrd. Euro höheren Auszahlungen im Bereich der Pflege, vor allem aufgrund der Valorisierung des Pflegegeldes und für Sonderzuwendungen gemäß Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz sowie im Bereich Arbeit. Weitere 0,3 Mrd. Euro führten jeweils in der Landesverteidigung für Investitionen sowie im Bereich der Pensionen für Beamtinnen und Beamte aufgrund der Pensionsanpassung 2024 zu Mehrauszahlungen.

Brunner: Spiegel „unseres Engagements“

Zu geringeren Auszahlungen in der Höhe von jeweils 0,4 Mrd. Euro kam es aufgrund des Wegfalls des Zweckzuschusses an die Länder für Wohn- und Heizkostenzuschüsse und der geringeren Refinanzierungskosten des Bundes. Die Einzahlungen des Bundes betrugen 20,8 Mrd. Euro und bewegen sich damit auf einem ähnlichen Niveau wie im Vergleichszeitraum 2023.

Die leicht positive Entwicklung (plus 1,1 Prozent) ist vor allem auf höhere Einzahlungen im Bereich der Arbeitslosenversicherungsbeiträge, auf die positive Verzinsung für Kassenveranlagungen des Bundes und auf Rückflüsse in Zusammenhang mit den EU-Fonds zurückzuführen.

„Die Auszahlungen des ersten Quartals 2024 spiegeln unser Engagement für wichtige Bereiche wie Klimaschutz, Gesundheit und Pflege wider“, kommentierte Brunner selbst die Zahlen.

Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) hat gestern das Abgabenänderungsgesetz in Begutachtung geschickt, das ein paar Erleichterungen für Steuerzahlerinnen und -zahler bringen soll. Im Paket enthalten ist die Steuerbefreiung für Lebensmittelspenden. Ab 2025 soll für die Entnahme von Lebensmitteln keine Umsatzsteuer mehr zu bezahlen sein, wenn die Lebensmittel an eine begünstigte Einrichtung gespendet werden.

Weitere Erleichterungen soll es bei der antragslosen Arbeitnehmerveranlagung geben, die unter bestimmten Voraussetzungen die Auszahlung einer Steuergutschrift ermöglicht, ohne eine Steuererklärung abgeben zu müssen. Geltend ab dem Veranlagungsjahr 2024 ist das Vorliegen eines Pflichtveranlagungstatbestandes grundsätzlich kein Hindernis mehr.

Eine Ergänzung wird auch für das mit Jahresanfang eingeführte Modell der Start-up-Mitarbeiterbeteiligung vorgenommen. Virtuelle Geschäftsanteile, „phantom shares“, sollen künftig in das neue Regime der Start-up-Mitarbeiterbeteiligungen überführt werden können.

Für digitale Beilagen, die einer Behörde zuvor schon in Papierform übermittelt wurden, entfallen künftig die Gebühren, sieht der Begutachtungsentwurf zum Abgabenänderungsgesetz außerdem vor. Auch Neuerungen für Kleinunternehmen sind ab 2025 vorgesehen: Unter anderem erhalten diese die Möglichkeit einer vereinfachten Rechnungsausstellung, unabhängig vom ausgewiesenen Rechnungsbetrag.

Wirtschaft

Southwest Airlines will seinen Piloten laut zwei Insidern verringerte Arbeitszeiten und damit reduzierte Monatsgehälter anbieten. Die verringerte Arbeitszeit der Piloten wird die Gehaltskosten der in Dallas ansässigen Fluggesellschaft senken, ohne dass Personal abgebaut werden muss, so die beiden mit der Angelegenheit vertrauten Personen.

Außerdem solle damit sichergestellt werden, dass die Piloten die Anforderungen der US-Luftfahrtbehörde (FAA) erfüllen, um weiter fliegen zu können. Das gäbe dem Unternehmen die Flexibilität, bei Bedarf den Betrieb wieder hochzufahren.

Der Plan wird voraussichtlich im September in Kraft treten und Hunderten von Piloten angeboten werden, sagte eine der beiden Personen. Um Kosten zu sparen, hat die Fluggesellschaft außerdem einen Einstellungsstopp in einigen Positionen verhängt.

Southwest geht davon aus, dass sie zum Jahresende etwa 2.000 Mitarbeiter weniger beschäftigen wird als im Jahr 2023. Auch soll der Betrieb an vier Flughäfen im August eingestellt und die Präsenz in Märkten wie Chicago und Atlanta reduziert werden.

Chronik

Bei Erdrutschen und Überschwemmungen in Indonesien sind mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen. Die Schlamm- und Wassermassen zerstörten im Bezirk Luwu in der Provinz Süd-Sulawesi am Freitag Dutzende Häuser, wie der Sprecher der Katastrophenschutzbehörde, Abdul Muhari, heute mitteilte.

Überschwemmung in Indonesien
IMAGO/Niaz Sharief

Allein in Luwu gab es demnach 14 Tote. Bei Überschwemmungen in einem anderen Bezirk kam mindestens ein weiterer Mensch ums Leben. Nach Angaben der Behörde wurden 42 Wohnhäuser weggerissen und mehr als hundert weitere Häuser schwer beschädigt. Auch vier Straßen und eine Brücke wurden beschädigt.

Mehr als hundert Menschen kamen den Angaben zufolge zunächst in Moscheen oder bei Verwandten unter. Insgesamt waren demnach mehr als 1.300 Familien von den Unwettern betroffen. Die Katastrophenschutzbehörde leitete eine Evakuierungsaktion ein.

Bei einem Schusswechsel in einer Pariser Vorstadt hat es in der Nacht auf heute einen Toten und mehrere Schwerverletzte gegeben. Die Schüsse seien am Freitagabend kurz vor Mitternacht in einem Brennpunktviertel der Vorstadt Sevran gefallen, teilte die Staatsanwaltschaft von Bobigny mit.

Als die Polizei am Tatort eintraf, lagen nach Angaben aus Ermittlerkreisen vier Verletzte am Boden. Rettungskräfte leisteten Erste Hilfe, konnten das Leben eines Schwerverletzten aber nicht mehr retten.

Die drei anderen wurden mit lebensgefährlichen Verletzungen in verschiedene Krankenhäuser im Großraum Paris gebracht. In der Nacht wurden im Krankenhaus von Aulnay-sous-Bois, einer Nachbarstadt von Sevran, noch drei weitere Menschen mit Schussverletzungen behandelt.

Die Pariser Kriminalpolizei nahm Ermittlungen auf. Ermittelt wird den Angaben zufolge wegen vorsätzlicher Tötung und versuchter vorsätzlicher Tötung durch eine organisierte Bande.

Der Schütze war ersten Erkenntnissen zufolge auf einem Parkplatz aus einem Auto gestiegen, hatte mehrere Schüsse abgegeben und war dann zusammen mit dem Fahrer des Wagens geflohen. Festnahmen gab es zunächst nicht. Sevrans Bürgermeister Stephane Blanchet geht nach eigenen Angaben von einer Abrechnung im Drogenmilieu aus.

US-Schauspieler Kevin Spacey hat vor der Ausstrahlung einer Dokumentation über sein Leben neue Vorwürfe über mutmaßliche sexuelle Übergriffe gegenüber Männern bestritten. In einem heute in Onlinenetzwerken veröffentlichten Interview mit dem britischen Journalisten Dan Wootton wies der in mehreren Gerichtsverfahren freigesprochene zweifache Oscar-Preisträger jegliches Fehlverhalten zurück.

„Ich übernehme die volle Verantwortung für mein früheres Verhalten und meine Handlungen, aber ich kann und werde mich bei niemandem entschuldigen, der sich etwas über mich ausgedacht oder übertriebene Geschichten über mich erzählt hat“, sagte Spacey. Er habe noch nie jemandem gesagt, dass er ihm gegen sexuelle Gefälligkeiten bei seiner Karriere helfen werde.

In der zweiteiligen Dokumentation „Spacey Unmasked“, die in Großbritannien am Montag und Dienstag ausgestrahlt wird, werfen zehn Männer dem US-Schauspieler vor, sich ihnen gegenüber unangemessen verhalten zu haben. Eines der mutmaßlichen Opfer in der Dokumentation, der ehemalige Schauspieler Ruari Cannon, schilderte seine Vorwürfe heute in der britischen Zeitung „i“. Er beschuldigt Spacey, ihn 2013 im Alter von 21 Jahren unangemessen berührt zu haben.

Spacey musste sich im Zuge der „#MeToo“-Bewegung bereits gegen sexualisierte Gewalt vor Gericht verantworten, wurde aber nie verurteilt. In einem Prozess in London um mutmaßliche sexuelle Übergriffe gegenüber Männern in den Jahren 2001 bis 2013 war Spacey im vergangenen Jahr freigesprochen worden. Zuvor hatte ihn auch ein Gericht in New York wegen ähnlicher Vorwürfe freigesprochen.

Kultur

Der italienische Regisseur Matteo Garrone ist für seinen Streifen „Io Capitano“ als bester Filmemacher des Jahres mit dem David-di-Donatello-Filmpreis, dem „Italienischen Oscar“, ausgezeichnet worden.

Der italienische Regisseur Matteo Garrone
Reuters/Mario Anzuoni

Der Film über junge senegalesische Migranten, der bei den Filmfestspielen von Venedig den Silbernen Löwen für die beste Regie gewann, eroberte insgesamt sieben der am Freitagabend verliehenen Auszeichnungen. Er wurde unter anderem als bester Film gekürt.

Der Film mit den meisten Nominierungen „C’è ancora domani“ (Morgen ist auch noch ein Tag) der Regiedebütantin Paola Cortellesi – die Geschichte der Erlösung einer Frau, Ehefrau und Mutter im Rom der 1940er Jahre – gewann sechs Statuetten. Cortellesi, die im Film die Hauptrolle spielt, wurde als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet.

Der Film „Rapito“ von Marco Bellocchio eroberte fünf Auszeichnungen. Giorgio Moroder, Südtiroler Komponist und Pionier der Disco- und der elektronischen Musik, wurde mit dem David di Donatello für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Als Trophäe erhalten die Preisträger eine kleine Ausgabe der David-Statue, die der Bildhauer Donatello um 1440 geschaffen hat.

Leute

Er sehe „wunderbare Dinge“, sagte der britische Ägyptologe Howard Carter, als er als erster Mensch seit wohl mehr als 3.000 Jahren einen Blick in das Grab des Pharaos Tutanchamun werfen konnte. Der Fund des beinahe unberührten Königsgrabs nahe Luxor im Jahr 1922 gilt als Sternstunde der Archäologie.

Der britische Ägyptologe Howard Carter am Sarkophag Tutanchamuns
picturedesk.com/Amr Nabil

Die Entdeckung ist bis heute untrennbar mit dem Namen Carter verbunden, der vor 150 Jahren, am 9. Mai 1874, in London geboren wurde. Carter leitete nicht nur die Ausgrabung, sondern war auch maßgeblich für die Erfassung der Funde zuständig, die er akribisch betrieb und die ein Jahrzehnt dauern sollte.

Fotos der Streitwagen, Statuen, Möbel und Kisten voller Grabbeigaben und nicht zuletzt der reich verzierten Totenmaske gingen um die Welt und lösten eine erneute Welle der Ägypten-Begeisterung aus. Carter veröffentlichte mehrere Bücher über die Entdeckung des Grabes und hielt sich als Kunsthändler über Wasser.

Obwohl ihn die Entdeckung Tutanchamuns weltberühmt machte, wurde Carter in seiner Heimat nicht gewürdigt. Weder gab es einen Ritterschlag oder eine Medaille des Königshauses noch wurde ihm eine Ehrendoktorwürde zuteil. Er starb 1939 vereinsamt im Alter von 64 Jahren.